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1. Theil 4 - S. 225

1880 - Stuttgart : Heitz
Bekämpfung durch die Oestreicher und Franzosen. 225 wurde, bis nach der Unterwerfung Oberitaliens unter Oestreich der volkstümliche Mazzini, das längst anerkannte Haupt des „jungen Italiens", mit neuen Vchaaren nach Rom kam und den demokratischen Enthusiasmus aufs höchste zu steigern wußte. Rom sollte als Bollwerk der italienischen Freiheit behauptet und von da aus ganz Italien wieder revolutionirt werden. Da vereinigten sich die europäischen Mächte zur Wiedereinsetzung des Papstes in seine verlorene Gewalt: Oestreicher, Neapolitaner und selbst ein Heer der französischen Republik unter dem Oberbefehl des Generals Oudiuot rückten gegen Rom heran und letzterer schickte sich nach vergeblichen Unterhandlungen mit der republikanischen Regierung sofort an, die Stadt zu erstürmen. Ein erster Angriff mißlang und Ondinot zog sich aus Meer zurück, um Verstärkungen abzuwarten, während dessen Garibaldi die Neapolitaner au^ dem Kirchenstaat zurückschlug. Bald aber rückte Oudiuot mit seiner ganzen Expeditionsarmee zu einem neuen Sturm heran, und obwohl die Römer sich tapfer und geschickt vertheidigten, so wurde doch die Stadt genommen, und Garibaldi, Mazzini nebst ihren thätigsten Anhängern mußten die Flucht ergreifen (3. Juli 1849). Die Aber sein Corps zerstreute sich bei dem Anrücken der Oestreicher und Garibaldi mußte, nur von wenigen Getreuen begleitet, fliehen. Im November trat er im Toscanischen wieder auf und rief neue Frei-schaaren zusammen, welche er nach Rom führte. Siegreich focht er hier gegen Franzosen und Neapolitaner; als aber Rom gefallen war, entwich er mit seiner Schaar und unternahm kühne Streifzüge nach dem Toscanischen, auf welchen ihn sein heldenmüthiges Weib Anita Loreta, welche er in Amerika geheirathet hatte und die ihm schon früher in seinen dortigen Feldzügen gegen Rosas eine treue Gefährtin gewesen war, begleitete. Am 31. Juli 1849 bei Monte Maggiore von den Oestreichern überfallen, rettete er sich in die Apenninen. ‘ Sein Versuch, auf vereinzelten Fahrzeugen durch das östreichische Blockadegeschwader nach Venedig zu entkommen, scheiterte; er begab sich, nachdem sein treues Weib zuvor in einer Bauernhütte am Meeresstrande den Strapazen erlegen war, von Ancona nach Genua. Der Aufenthalt in Tunis, wohin er auswandern wollte, wurde ihm verweigert; hierauf lebte er eine Zeitlang auf der kleinen Insel Maddalena an der Nordküste Sardiniens, dann nöthigte ihn die Regierung, sich nach Gibraltar zu begeben, und auch hier nicht aufgenommen, ging er nach Marokko. Endlich schiffte er sich wieder nach Nordamerika, ein und lebte in den- Vereinigten Staaten theils von dem Gewinn seiner Betheiligung an einer Kerzenfabrik, theils von Küstenschifffahrt. Später hielt er sich in Peru auf. 1854 kehrte er nach Europa zurück und lebte bis 1858 mit Landwirthschast beschäftigt auf der kleinen Jiisel Caprera. Der Ausbruch des Krieges zwischen Oestreich und Sardinien führte ihn wieder auf den Waffenschauplatz zurück; er wurde zum sardinischen General und Anführer eines Freicorps ernannt. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 15

2. Theil 1 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Romulus und Remus. 89 19. Rom. 754. Von wo Italien bevölkert worden ist, läßt sich nicht ausmachen; die ältesten Einwohner mögen zum größten Theile der pelasgischen Urbevölkerung Griechenlands stammverwandt gewesen sein. Aber das weiß man, daß schon srüh von Griechenland aus öfters Colonisten hinüberschifften und sich dort niederließen, so daß Unter-Italien den Namen Groß-Griechenland führte. Die drei Hauptvölker Italiens waren die Etrusker, Sabeller und Latiner. Die Etrusker oder Etrurier im jetzigen Toscana sind als eins der frühesten Völker bekannt; sie hatten eine nicht geringe Cultur. Die wenigen schriftlichen Ueberreste ihrer Sprache sind bis jetzt noch nicht zu deuten gewesen. Von ihnen haben die schöngeformten etrurischen Gefäße noch den Namen, von denen wir an unsern Theekannen und Vasen Nachahmungen sehen*). Die Latiner waren ein Bundesvolk, aus dreißig selbständigen Städten bestehend, unter denen Alba longa den Vorrang und in Kriegszeit die Anführung hatte. Von Alba longa behauptet die Sage, daß des Aeueas und der Lavinia Sohn As kan sie gebaut habe. Hier lebten, etwa 100 Jahre nach Lykurg, zwei Könige, Numitor und Amulius. Sie waren Brüder; das hinderte aber Amnlius nicht, Numitor vom Throne zu stoßen, und damit kein Rächer für ihn aufstehen möchte, tödtete er dessen Sohn durch Meuchelmord auf der Jagd, die Tochter aber, Rhea Sylvia, machte er zur Priesterin der Göttin Vesta, damit sie nie heirathen dürste. Aber sie verband sich insgeheim mit einem Manne — wie die Sage berichtet, mit dem Kriegsgotte Mars — und bekam Zwillinge. Amulius erschrak. Er wollte die Kinder nicht am Leben lassen, ließ sie in eine Mulde legen und in den Fluß, die Tiber, tragen. Zum Glück für die Kinder war diese damals gerade ausgetreten; sie wurden an einen wilden Feigenbaum angetrieben und blieben, als das Wasser gefallen war, hier im Trocknen liegen. Es heißt, eine Wölfin habe sie gefunden und gesäugt, bis der Oberhirt des Amulius, Faustulus, sie fand, und sie seiner Frau Acca Larentia brachte. Hier wurden sie von den guten Leuten groß *) Die Kunst der Etrusker hat sich wahrscheinlich nach griechischen Vorbildern zu entwickeln angefangen, ist aber ohne die Vollendung derselben zum Stillstand gekommen.

3. Theil 1 - S. 91

1880 - Stuttgart : Heitz
Romulus und Remus. 91 sie möchten aber doch auch ihre Töchter mitbringen, die sich recht ergötzen würden. Die Leute kamen, schon aus Neugier, die neue Stadt zu sehen; die Jungfrauen blieben nicht aus. Mau nahm sie freundlich auf, führte sie in die Häuser, und die Fremden konnten sich nicht genug wundern, wie schnell das Alles entstanden wäre. Jetzt begannen die Spiele, und neugierig starrten die Fremden hin — als plötzlich, auf ein gegebenes Zeichen, die römischen Jünglinge zu den Sitzen der Zuschauer sprangen, Jeder eine der Jungsrauen umfaßte und unter dem Kreifchen der Mädchen und dem Geschrei der Väter in seine Hütte trug. Die Fremden knirschten vor Wuth; aber was wollten sie machen? sie waren ohne Waffen. Doch Alle beschlossen, Krieg zu führen, Krieg gegen die treulosen Römer. Wie leicht hätte nicht das Häuflein bezwungen und die ganze neue Stadt verbrannt werden können; aber die Völker waren so unklug, nicht gemeinsam den Krieg anzufangen. Eins kam nach dem andern, und so wurde eins nach dem andern geschlagen. Nur das letzte Volk, die Sabiner (nach ihnen wird auch die Begebenheit der Raub der Sabinerinnen genannt) focht mit Glück; die Römer waren schon in mehreren Schlachten geschlagen, und schon lagen beide Völker einander gegenüber und rüsteten sich zur letzten entscheidenden Schlacht. Schon waren sie handgemein geworden, da kamen die Frauen der Römer mit fliegenden Haaren herbeigelaufen, warfen sich zwischen die Kämpfenden und übten das schöne Geschäft der Friedensstifterinnen aus. Sie flehten die Römer an, nicht ihre Väter zu bekriegen, und wieder die Sabiner, nicht ihre Männer zu verderben, mit denen sie recht gut zufrieden wären. Sie hätten sich nun in die neuen Wirthschaften eingerichtet und lebten recht glücklich. Die vernünftige Rede fand Beifall; beide Völker legten ihre Waffen weg, reichten sich freundlich die Hände und beschlossen, hinfort ein Volk zu sein. Die Sabiner verließen ihre Städte und bauten sich bei Rom an, wodurch die Stadt nicht wenig vergrößert wurde. Romulus war übrigens ein tüchtiger Mann, zum Herrschen wie geboren. Er machte kluge Einrichtungen, von denen einzelne sich so lange erhalten haben, wie das Reich währte. So führte er eine Rathsversammlung, den Senat, ein, und theilte das Volk in Patricier oder Vornehme, und Plebejer oder Gemeine, zwischen denen freilich späterhin manche Streitigkeiten entstanden stnd. — Als Jahr der Erbauung Roms nimmt man an 754 vor Christus. Nach dieser Erbauung pflegen die Römer ihre Jahre zu zählen.

4. Theil 1 - S. 172

1880 - Stuttgart : Heitz
172 Alte Geschichte. 2. Periode. Römer. Gallier; noch mehr aber, daß sie keinen Menschen auf den Straßen sahen. Anfangs vermutheten sie eine Kriegslist; da sich aber immer noch kein Römer sehen ließ, zogen sie endlich langsam ein, schauten sich rechts und links um und dachten jeden Augenblick nun würden sie aus den Feind stoßen. Aber Alles war öde und leer; eine Todtenstille herrschte durch die ganze Stadt. Nun erst überzeugten sie sich, daß die Stadt wirklich verlassen sei. Nur auf dem Capitol bemerkten sie einige Köpfe und nun wurden geschwind die Zugänge zum Berge besetzt, damit Keiner entrinne. Als sie in die Häuser eindrangen, traten sie beim ersten Anblicke der Greise ehrfurchtsvoll zurück, denn steif und unbeweglich, mit ernstem Blicke saßen die Männer da und wurden von den Galliern für die Götter Roms gehalten. Ein vorwitziger Gallier aber trat näher, um den einen vermeintlichen Gott — es war der alte Papirius — genauer zu besehen, und da dieser ehrwürdige Greis immer unbeweglich blieb und ihn festen Blicks ansah, wollte er versuchen, ob Leben in ihm sei. Er strich ihm an seinem langen weißen Bart hinunter. Aber das nahm Papirius übel und schlug den Gallier mit dem Stabe über den Kopf. Das erbitterte den Barbaren und er spaltete dem Greise das Haupt. Dies war das Signal zu einer Ermordung aller Greise. Dann zündeten die Gallier die Stadt hier und da an, und bald stand die ganze große Häusermasse in lichten Flammen. Mit bekümmerten Herzen sahen die Römer auf dem Capitol, wie eine Straße nach der andern vom Brande ergriffen wurde, und ihre Wohnungen, in welchen sie geboren waren und an welche sich so viele Erinnerungen der Jugend knüpften, in Asche sanken, llebrigens hatten die Gallier sehr unklug gehandelt; denn nun fehlte es ihnen selbst an schützenden Wohnungen und alle Vorräthe waren mit verbrannnt. Es mußten daher täglich einzelne Schaaren in der Gegend umherziehen, um Lebensmittel zusammenzutreiben. Eine solche Schaar kam eines Tages auch nach der Stadt Ardea. Hier lebte seit kurzer Zeit ein sehr verdienter Römer, Camillns mit Namen. Der Mann hatte früher mehrmal im Kriege die Römer angeführt und sich, besonders durch die Eroberung der mächtigen Stadt Veji, so viel Ruhm erworben, daß er zu den geachtetsten Männern in Rom gehörte; aber es fehlte ihm auch nicht an Feinden und man hatte ihn hart getadelt, daß er von der Beute aus Veji eine eherne Thüre zum Andenken behalten hatte, was ihm doch mit Recht als Feldherr zukam, da selbst

5. Theil 1 - S. 159

1880 - Stuttgart : Heitz
Mucius Scävola. Porsenna. Clölia. 159 Römer sind, die sich gegen dein Leben verschworen haben. Wir loosten, wer zuerst dich anfallen sollte; mich tras das Loos, die Andern folgen nach." Porsenna wurde durch diese Eröffnung beunruhigt; denn dem offenen Tode entgegengehen, ist nicht so schwer, als mit der Furcht vor Meuchelmord jeden Augenblick kämpsen zu müssen. Er dachte, es wäre unter diesen Umständen besser, mit Rom sich zu vertragen, obendrein da er ja nicht um sein selbst willen Krieg führte. Ueber die Bedingungen des Friedens wurde man bald einig. Porsenna verzichtete auf die Wiedereinsetzung des Tarquinius; die Römer traten ein den Vejentern früher entrissenes Gebiet wieder ab und gaben Geißeln, vornehme Jünglinge und Jungsrauen. Unter diesen war eine von besonderm Muthe Clölia mit Namen. Sie fand es unerträglich, im feindlichen Lager zu sein, und einmal stahl sie sich mit einigen Andern aus dem Lager und schwamm im Angesichte der erstaunten Feinde glücklich über die Tiber. Aber der römische Senat hielt es für unredlich, das gegebene Wort zu brechen und das Vertrauen zu täuschen. Er schickte folgenden Tages die Flüchtlinge dem Porsenna zurück. Dieser erstaunte über die Redlichkeit, die er selbst vielleicht im ähnlichen Falle nicht ausgeübt hätte; er bewunderte zugleich den Muth des Mädchens, versicherte, die That gehe noch über die des Cocles und Scävola, und gab ihr selbst nicht nur die Freiheit, sondern erlaubte ihr auch, die Hälfte ihrer Mitgeißeln mit nach Rom zu nehmen. Sie wählte die jüngsten und kehrte unter der Bewunderung der Römer sowohl als der Feinde nach der Stadt zurück. „Wie glücklich ist eure Stadt," sagte Porsenna zu den römischen Gesandten, „daß sie nicht nur so viele tüchtige Männer, sondern auch Mädchen besitzt, die mit jenen im Ruhme der Tapferkeit wetteifern!" Die Römer belohnten sie dadurch, daß sie ihr Standbild zu Pferde öffentlich aufstellten. *) 28. Menenius Agrippa. Coriolan. Die römischen Staatsangehörigen bestanden, wie überall in der alten Welt, aus den Vornehmen, Freien und den ihnen unter- *) Auch in diesen Erzählungen von dem Kriege gegen Porsenna ist manches nur sagenhaft; vergl. die Anmerkung am Schlüsse von Nr. 19. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Rom sich hat ergeben ui^d seine Waffen ausliefern müssen.

6. Theil 1 - S. 163

1880 - Stuttgart : Heitz
Coriolan. 163 wollen nicht!" hinein, und gleich war der Beschluß ungültig. — So war also der Friede wenigstens für einige Zeit wieder hergestellt. Ein großer Theil der Patricier war jedoch unwillig, daß die Plebejer jetzt Theil an der Regierung haben sollten und lauerten nur auf eine Gelegenheit, ihrem Unwillen Luft zu machen. Es lebte damals in Rom ein Patricier, C. Mar eins, der von der Eroberung der volskischen Stadt Corioli den Beinamen Corio-lanus führte. Vornehme Geburt, Reichthum und Kriegsruhm machten ihn so stolz, daß Wenige so glühend die Plebejer haßten wie er. Nun entstand um diese Zeit (489) eine große Hungersnoth in Rom. Das Volk fing an zu murren, schob alle Schuld auf die Patricier, und es verbreitete sich das Gerücht, daß diese Getreide genug in ihren Häusern hätten, es aber nicht herausgeben wollten. Einigermaßen beruhigte sich zwar das Volk, als der Senat einige Schiffe nach dem kornreichen Sicilien schickte und dort auf öffentliche Kosten Getreide aufkaufen ließ. Die Schiffe kamen reichbeladen zurück, und das Volk sah begierig der Austheilung entgegen. Nur wie man dabei verfahren wollte, darüber wurde noch im Senat berathschlagt. Die Vernünftigeren meinten, man solle das Korn dem armen Volke entweder ganz schenken, oder doch nur einen ganz geringen Preis setzen. Da sprang der stolze Coriolan unwillig auf und rief: „Will das Volk von unserm Getreide essen, so mag es auch uns dienen und die Tribunenwürde aufgeben. Gefällt es ihm bei uns nicht, so ziehe es aus; der heilige Berg und jeder andere steht ihm frei. Glaubt mir, nur Elend und Noth kann das Volk bei seiner Pflicht erhalten!" Diese Worte erfuhr das Volk bald wieder; es gerieth in Wuth, und wenig fehlte, daß es nicht die Versammlung gestürmt und den Coriolan zerfleischt hätte. Er wurde vor den Richterstuhl der Tribunen berufen und, da er nicht erschien, auf Betrieb der Plebejer aus Rom verbannt. Mit stolzem Selbstgefühl riß er sich aus den Armen seiner Mutter, seines Weibes und seiner Kinder und, furchtbare Drohungen ausstoßend, verließ er die Stadt. Dann begab er sich zu den Volskern, damals dem furchtbarsten Feinde der Römer, und bewog sie, den Römern den Krieg anzukündigen. Sie stellten ihn mit Freude an ihre Spitze. Alles ging, nach Wunsch; er nahm den Römern einen Platz nach dem andern weg, verheerte alle dem gemeinen Volke gehörenden Felder und rückte endlich selbst bis Rom vor. Die Römer erschraken; denn Alles

7. Theil 1 - S. 171

1880 - Stuttgart : Heitz
Gallier in Rom. Brennus. 171 Land? — „Wir führen," rief Brennus, „unser Recht auf der Spitze unserer Schwerter, und tapfern Leuten gehört Alles!" Ueber diese kecke Antwort ärgerten sich die Fabier; aber statt den Umständen nachzugeben und die Clnsier zu einem Vergleiche zu ermahnen, begaben sie sich in die Stadt und redeten den Einwohnern noch mehr zu, nicht nachzugeben, sondern die Gallier mit Gewalt wegzutreiben. Ja, sie stellten sich selbst an die Spitze der Einwohner bei dem Ausfalle; Einer von ihnen erschlug selbst einen Hauptanführer der Gallier ■— und diese erkannten sie. „Wie!" riefen Alle, „sind das die römischen Friedensvermittler, die jetzt so feindlich gegen uns verfahren?" Sie verlangten die Auslieferung der Fabier, und da der Senat sich derselben weigerte, brach das gallische Heer nach Rom auf und die Belagerung von Clusium wurde von Stunde an aufgehoben. Auf dem ganzen Wege nach Rom verübten sie nirgends Feindseligkeiten; aber überall schrien sie mit funkelndem Blick, die Schwerter furchtbar schwingend: „Wir ziehen nach Rom! Die Römer allein sind unsere Feinde!" So näherte sich unter wildem Geheul der Schwarm der Stadt Rom. Die Nachricht von dieser großen Gefahr setzte hier Alles in Grausen und Schrecken. Man rafft in der Eile ein Heer zusammen, zieht damit den Galliern entgegen, aber am Flüßchen Allia werden die Römer geschlagen. In wilder Flucht kommen sie nach der Stadt zurück und einem Jeden fällt nun der letzte Muth. Alles flieht auseinander und denkt nur daran, das Leben vor den wilden Barbaren zu retten. Viele flüchten nach den benachbarten Städten; dorthin werden auch die Weiber, Kinder und Greise und die Bildsäulen der Götter in Sicherheit gebracht; der Senat aber und die wehrhaftesten Männer steigen auf das Capitol, die Burg, die mitten in Rom sich erhob, und rüsten sich hier zur Gegenwehr. Bald war ganz Rom wie ausgestorben; kein Mensch war mehr zu sehen. Nur 40 ehrwürdige Greise, die sonst hohe Ehrenämter bekleidet hatten, blieben zurück. Sie wollten den Untergang ihrer Vaterstadt nicht überleben und beschlossen zu sterben, aber innerhalb der Mauern ihrer theuren Stadt. Sie zogen ihre Staatskleider an, nahmen die Stäbe, die Zeichen ihrer Würde, in die Hand und setzten sich so auf ihre elfenbeinernen Amtsstühle in ihre Häuser, den Feind erwartend. Brennus ließ nicht lange auf sich warten. Er erreichte die Thore der Stadt. Sie standen offen. Deß wunderten sich die

8. Theil 1 - S. 173

1880 - Stuttgart : Heitz
Gallier in Rom. Camillus. 173 jeder gemeine Soldat seinen Antheil an der Beute bekommen hatte. Ja, seine Feinde waren so weit gegangen, daß sie ihn förmlich vor dem Volke verklagt hatten, welches durch seinen Stolz schon gegen ihn erbittert war. Camillus hatte eingesehen, daß er gewiß verbannt werden würde, und daher den Gerichtstag nicht erst abgewartet, sondern war freiwillig nach Ardea in die Verbannung gegangen, indem er die Götter bat, sie möchten doch verleihen, daß die Römer recht bald bereuten, ihn so undankbar behandelt zu haben. Dieser Wunsch nun schien jetzt schon in Erfüllung gehen zu sollen. Er munterte die Ardeaten auf, die Waffen zu ergreifen, führte sie einmal in einer dunkeln Nacht auf einen Haufen Gallier los, als diese sorglos im tiefsten Schlafe lagen, und hieb fast alle nieder. Das Gerücht von diesem Siege verbreitete sich schnell in der ganzen umliegenden Gegend, und nun kam eine Menge der geflüchteten Römer herbei und bat ihn, er möchte sie doch auch anführen gegen den Feind. „Nein, liebe Landsleute," antwortete er ihnen, „das kann ich nicht ohne die Erlaubniß des Senats thun." — „Aber," erwiederten sie, „wenn es nun der Senat erlaubt?" — „Ja," sagte Camillus, „dann könnt ihr auf mich rechnen." — Nur war die Schwierigkeit die, wie man den Willen des Senats erfahren könnte; denn der war ja auf dem Capitol eingeschlossen. Endlich fand sich ein Mann, der die Botschaft zu übernehmen versprach. Er kannte in und um Rom alle Wege, und wußte, daß die Gallier nur die Ausgänge zum Capitol besetzt hatten; aber da wo der Berg steil war, stand keine Wache, weil sie da jeden Ausweg für unmöglich hielten. Jener treue Bote aber schwamm in einer dunkeln Nacht über den Fluß, die Tiber, schlich sich durch die öden Gassen bis an den Fuß des Capitols und kletterte die Felswand hinan. Glücklich kam er bis an die Schildwache, die ihn einließ; er richtete seinen Auftrag aus, der Senat bewilligte Alles, ernannte den Camillus gar zum Dictator, und noch in derselben Nacht kehrte der Bote auf demselben Wege zurück. Aber am andern Tage bemerkten die Gallier die Spuren menschlicher Fußtritte in dem Rasen, der die Felswand bedeckte. „Wenn da Jemand hat hinaufklettern können," dachten sie, „so wird es für uns auch nicht unmöglich sein!" — und eine Schaar ausgesuchter Leute machte sich in einer der folgenden Nächte auf, um von dieser Seite das Capitol zu überfallen. Sie erreichten glücklich die Höhe; nur über die letzte Mauer brauchten sie noch zu klettern. Sie horchten, ob oben Jemand Wache stände. — Alles

9. Theil 1 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Gallier in Rom. Camillus. 175 Mann an die Wage, den die Römer sogleich für — Camill erkannten. „Was giebt es hier?" fragte er schnell, und da er den Zusammenhang der Sache erfahren hatte, rief er: „Fort mit dem Golde! Zurück damit aufs Capitol! Die Römer, ihr Gallier, erkaufen ihre Freiheit nicht mit Golde, sondern mit Eisen! Heraus mit den Schwertern!" — Brennns wollte nun noch viel reden und meinte, der Vertrag sei ja einmal abgeschlossen und er wolle ja mit dem Golde zufrieden sein; aber Camill erklärte, ohne ihn, dm Dictator, sei kein Vertrag gültig, winkte seiner mitgebrachten Schaar, hieb auf die Gallier ein und drängte sie fechtend aus Rom hinaus. Die Römer vom Capitol eilten nun auch herbei und schlugen wacker darauf los, und bald war kein Gallier mehr weder in Rom, noch in der Umgegend zu sehen. Auf dem Rückwege erlitten sie eine zweite Niederlage, bei der Brennus gefangen genommen wurde. Er wurde in Rom hingerichtet, indem man ihm die Worte: „Wehe dem Besiegten!" höhnisch zurief. Ergrimmt kehrten die Gallier in ihr Land zurück und hatten keine Lust wieder nach Rom zu kommen. Camill hielt nun einen herrlichen Triumph. Er stand, so war es gewöhnlich, auf einem zweirädrigen Wagen, den vier weiße Pferde zogen, war bekränzt mit Palmenzweigen, vor ihm her ging schallende Musik, hinter ihm schritten alle die Römer, welche sich in die benachbarten Städte geflüchtet hatten, her, auch die Priester mit den Bildsäulen der Götter und dem heiligen Geräthe. Jauchzend kamen dem Zuge alle Die entgegen, welche die Belagerung aus dem Capitol ausgehalten hatten, und umarmten mit Entzücken die langentbehrten Freunde. Nun ging es ans Bauen, und da so oiele rüstige Hände arbeiteten, so stand Rom bald wieder da, aber so unregelmäßig wie oorher. Auch nachmals hat der treffliche Camill seinem Vaterlande noch manchen Sieg über benachbarte Feinde erfochten, und sich stets als einen ehrenhaften, strengrechtlichen Mann gezeigt. Nur ein Beispiel davon. Als er noch vor dem gallischen Kriege (394) eine Stadt, Falerii, belagerte, ließ sich bei ihm ein Turnlehrer aus der Stadt mit den ihm anvertrauten Kindern melden. Um sich eine gute Belohnung zu verdienen, hatte dieser schändliche Mensch die Kinder der vornehmsten Einwohner aus der Stadt geführt, als wolle er mit ihnen körperliche Uebungen anstellen, und lieferte sie nun dem Camill aus. Wie erschrak er aber, als Camill ihn mit folgenden Worten anfuhr: „Glaubst du, Schurke, daß ich ein Mann deines Gelichters bin? Sieh! deine Mitbürger sind zwar

10. Theil 1 - S. 208

1880 - Stuttgart : Heitz
208 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. setzen gehorchten.*) Die reichste unter diesen war damals Tarent, an dem großen tiefen Meerbusen, der noch jetzt der tarentinische heißt. Aber so wie Reichthum, besonders wenn er ohne große Mühe erworben ist, leicht übermüthig macht, so war es auch hier. Es gab keine prahlerischem, naseweisern Menschen, als diese Tarentiner. Lange schon hatten sie ein Auge auf die Römer gehabt; denn es ärgerte sie, daß diese immer mehr Land gewannen, und sie fürchteten, zuletzt möchten die Römer auch wohl gar bis Tarent kommen. Und so ganz Unrecht hatten sie nicht; die Römer hatten allerdings schon manchmal mit lüsternen Augen nach Tarent ge-schaut; die reiche, herrlich gebaute Stadt reizte ihre Geldgier; denn keine Stadt war so wohlhabend, wie Tarent, aber auch keine Menschen so schwelgerisch, wie ihre Einwohner; man sagte, es gebe bei ihnen mehr Feste als Tage im Jahre. Einmal waren die Tarentiner gerade im Theater versammelt, als sich von fern eine römische Flotte zeigte, die in den Hafen einlaufen wollte, was aber durch einen zwischen beiden Völkern geschlossenen Vertrag verboten war. Die Tarentiner sahen kaum die römischen Schiffe, als ihr ganzer Nationalhaß erwachte. Sie warfen sich in ihre Schiffe, fuhren den römischen entgegen, griffen sie ohne Kriegserklärung an, versenkten mehrere, nahmen einige weg und jagten die übrigen in die Flucht. In Rom nahm man, wie sich leicht denken läßt, den Vorfall sehr übel auf; doch wollte man erst eine friedliche Ausgleichung versuchen und schickte einen sehr achtbaren Mann, Posthnmins, der schon drei Mat Cousul gewesen war, nach Tarent ab. Der Mann kam gerade dort an, als das Volk wieder im Theater war. Man hatte eben ein Fest gefeiert, und von dem vielen Weine waren die Leute noch ganz trunken. Dennoch führte man den alten Römer ins Theater, um da seinen Antrag zu vernehmen. Kaum aber hatte er seinen Mund geöffnet, als ein schallendes Gelächter sich erhob und ihn überschrie; denn er sprach als Römer das Griechische nicht so geläufig wie sie, und jedes Mal, wenn er ein Wort anders sprach, erneuerte sich der Jubel. Als er endlich unwillig die Versammlung verließ, drängten ihm Viele nach, und ein unverschämter Mensch machte sich gar das Vergnügen, des Posthnmins Mantel zu besudeln, worüber wieder das Volk in Jubelgeschrei ausbrach. Da wandte *) Eine derselben, Sybaris, war wegen der Weichlichkeit ihrer Einwohner so berüchtigt, daß man noch jetzt einen übertriebenen Luxus einen sybaritischm nennt.
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